Wohnhaus Hinteres Mättental Biel Kinzig, Bürglen
Auftraggeber: |
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Privat |
Baujahr: |
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2014 |
Leistungen: |
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Projektierung, Bauleitung, Energiekonzept |
Projektleitung: |
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Matthias Stöckli |
Lage
Das Grundstück befindet sich oberhalb von Bürglen (UR) im Skigebiet Biel Kinzig an einem Südwesthang auf 1‘722 m.ü.M. Das beeindruckende Bergpanorama und die Ruhe zeichnen den Ort aus. Die Zufahrt ist über eine steile Bergstrasse oder die kleine Luftseilbahn des Skigebiets möglich.
Architektur und Raumkonzept
Die trapezförmige Grundform des Hauses entstand auf Grund der schmalen Parzelle und den nicht parallel verlaufenden Grenzen. Die Räume sind im Split-Level um die zentrale Treppe angeordnet. Das Gebäude betritt man auf der untersten Ebene über ein grosszügiges Entrée. Hier ist auch der kleine Technikraum angeordnet. Ein halbes Geschoss weiter oben befinden sich ein WC mit Dusche, ein Abstellraum und ein grosszügiges Zimmer, welches als „Massenschlag“ genutzt wird. Über eine weitere Treppe betritt man das überhohe Esszimmer. Gleich daneben auf der rechten Seite ist die Küche angeordnet. Der Essraum hat einen direkten Zugang zum Balkon auf der Ostseite und bietet in der kurzen Sommerzeit einen Aussenraum. Zusätzlich dient der Balkon als Vordach des Hauseingangs. Das Wohnzimmer befindet sich ein halbes Geschoss höher und ist offen mit dem Essraum verbunden. Auf diesem Niveau sind auch das Badezimmer und ein kleines Schlafzimmer positioniert. Zu Oberst sind ein Doppel- und ein vierer Zimmer angeordnet.
Materialisierung
Bei der Materialisierung der Innenräume wurde auf eine ökologische Bauweise geachtet. So wurden die Innen- und Aussenwände aus unbehandeltem Fichtenholz gestaltet. Die erdberührten Bauteile wurden in Beton ausgeführt und teilweise gestockt. Die Decken und die Dachuntersicht wurden ebenfalls aus unbehandeltem Fichtenholz ausgeführt. Die Böden sind aus Beton, sichtbarem Unterlagsboden oder Fichte geölt.
Elementbauweise
Dank der Elementbauweise und dem Helikopter konnte die schwierige Zufahrt überwunden werden und das kurze Baufenster (Mai bis Oktober) genügte um das Gebäude fertig zu stellen. Mit dem Helikopter wurden die 55 Elemente von der Gisleralp (ca. 1 km Luftdistanz) zur Baustelle transportiert. Zwei grosse Elemente wurden direkt ab der Produktionshalle des Holzbauunternehmers auf die Baustelle geflogen. Dank einer sorgfältigen Planung und Vorbereitung konnten die Flugstunden auf ein Minimum reduziert werden.
Energiekonzept
Das Haus basiert auf dem Prinzip des solaren Direktgewinnhauses. Nebst einem niedrigen Energieverbrauch gewährleistet dieses Konzept die Frostsicherheit, wenn das Ferienhaus leer steht. Rund 24 m2 Solarglas sorgen für die solaren Gewinne. Die besondere Bauweise des Hauses ermöglicht es, die anfallende Sonnenergie im Haus zu absorbieren.
Als primäre Speicherelemente wurden eigens konstruierte Decken und Dachelemente aus Holz eingesetzt. Die eng angeordneten Balken sind auf das Mass der daraufgelegten Kalksandsteine ausgerichtet und erhöhen die Speicherfähigkeit um das Vierfache gegenüber einer glatten Holzdecke. Gleichzeitig entstand eine hervorragende Raumakustik. Zusätzlich dienen die Innenwände aus 8 cm Blockholz sowie die Betonwände und Böden als Speichermasse. Die Aussenwandelemente weisen auf der Innenseite eine 35mm 3-Schichtplatte auf, die nebst der statischen Funktion ebenfalls als Speicher dient. Rund 50% der anfallenden Wärmeleistung wird im Holz gespeichert, 35% im Beton und die restlichen 15% in den Kalksandsteinen. Die lückenlos gedämmte Gebäudehülle sorgt für geringe Wärmeverluste. Fällt die Innentemperatur unter den Komfortbereich kann das Gebäude mit zwei kleinen Stückholzöfen rasch aufgeheizt werden.
Die atmungsaktive Materialisierung des Innenraums mit naturbelassenen Holzbalken, Holzwänden, Kalksandsteinen und geölten Holzriemenböden reguliert die Feuchtigkeit im Raum und absorbiert Gerüche. Dieses Materialkonzept ermöglichte es, auf eine Komfort- Lüftungsanlage zu verzichten.
Das Warmwasser wird über einen Luft-Wasser Wärmepumpenboiler erzeugt. Die Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugt mehr Strom als im Haus verbraucht wird.
Auswertung des Energiekonzepts
Mittels Temperaturmessungen wird das Gebäude in den ersten Jahren überwacht und ausgewertet. Zweimal fiel die Temperatur diesen Winter auf rund 13°C ab. Im Januar blieb sie über eine längere Zeit im Bereich von 18° bis 24°C ohne dass die Holzöfen benutzt wurden.